Frühe Hilfen und Chancengerechtigkeit
Frühe Hilfen leisten einen wichtigen Beitrag zu sozialer und gesundheitlicher Chancengerechtigkeit. Eine Reihe empirisch abgesicherter Untersuchungen belegen „deutliche Effekte der sozialen und ökonomischen Belastungs- bzw. Risikofaktoren in der Kindheit sowohl auf die langfristige kognitive, sozio-emotionale Entwicklung von Kindern als auch auf ihre unmittelbare Gefährdung“ (NICHD 2005, zitiert nach Lengning & Zimmermann 2009, 9). Ausreichend Unterstützung und Förderung in der frühen Kindheit können somit Lebensqualität, sozioökonomische Lage und Gesundheit bis weit ins Erwachsenenalter positiv beeinflussen.
Die Kindheit gilt als die effektivste und effizienteste Lebensphase, um sozial bedingte gesundheitliche Ungleichheiten zu reduzieren. In einer aktuellen Bestandsaufnahme zu effektiven Maßnahmen zur Förderung gesundheitlicher Chancengerechtigkeit der WHO (Review zu social determinants and health divide, 2013a) werden Investitionen in frühkindliche Entwicklung und Bildung sowohl aus gesundheitlicher als auch aus ökonomischer Perspektive als höchst relevant beschrieben. Sie bieten die Chance die Fortschreibung von gesundheitlichen Ungleichheiten von einer Generation auf die nächste zu stoppen und die großen Potenziale der frühen Kindheit für lebenslange Gesundheit zu nutzen. Interventionsansätze wie Frühe Hilfen, die sich an Familien in belasteten Lebenslagen richten und die frühkindliche Entwicklung unterstützen, werden als ein wichtiger Maßnahmenbereich mit hohem Verbesserungspotenzial beschrieben.
Frühe Hilfen setzen zur effektiven Erhöhung der gesundheitlichen und sozialen Chancengerechtigkeit in erster Linie auf aufsuchende und niederschwellige Tätigkeiten direkt in der vertrauten Lebenswelt um vor allem sozial benachteiligte Familie zu erreichen und zu stärken. Ein solcher Zugang, direkt in den Lebenswelten, ist besonders geeignet auch gesundheitlich (insbesondere sozial) Benachteiligte zu erreichen, ohne sie als solche zu stigmatisieren (Gold/Lehmann 2012).